Introduction: Up-Cyclino

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Das up-Cyclino ist ein kleiner, runder Sensor, der es ermöglicht Temperaturverläufe mit hoher Auflösung (besser als 0,05°C) autark zu messen. Es arbeitet mit auslaufsicherer Silberoxid Batterie und ist feuchtigkeitsundurchlässig eingekapselt in einer Hülle aus physiologisch unbedenklichen Kunststoff. Messaufträge lassen sich über Android Smartphones mit NFC Funktion und der Open Source App "Cyclino" (https://github.com/KoopCoop/Cyclino) kontaktlos einstellen und auslesen. Das Smartphone muss nur mit entsperrtem Bildschirm und angeschaltetem NFC in wenigen cm Entfernung (auch durch z.B. Stoff hindurch möglich) in die Nähe des Sensors gehalten werden. Die App startet dann automatisch, regt den Sensor zum Senden an (abhörsicher und keine Sendestrahlung außerhalb des Ausleseprozesses) und eine Liste der gespeicherten Temperatur/Zeitwerte wird auf dem Smartphone angezeigt.

Erdacht wurde der Sensor für die Bestimmung der fruchtbaren/unfruchtbaren Tage der Frau durch die Symptothermale Methode. Dazu wird der Sensor über Nacht in die Vagina eingeführt um die Kerntemperatur zu messen, die deutlich verlässlicher ist als die Hauttemperatur. Der Vorteil dieser kontinuierlichen Messweise mit Sensor liegt in der erhöhten Flexibilität bei der Messung im Vergleich zur morgendlichen Messung mit Thermometer, die direkt nach dem Aufwachen aber vor dem Aufstehen erfolgen muss.

Die Erfassung des nächtlichen Temperaturverlaufs hat zudem den Vorteil, dass daraus die nächtliche ECHTE Basaltemperatur (d.h. niedrigste Temperatur, abzüglich der Sensorträgheit) bestimmt werden kann. Gemäß Studien (Beispielhaft hier, hier, hier) und den Erfahrungen von iButton-Nutzerinnen ist zu erwarten, dass die Basaltemperatur im Vergleich zur Aufwachtemperatur zu einem geringfügig größeren Temperaturunterschied zwischen Follikular- und Lutealphase führt. Das gibt potentiellen Störfaktoren (die aber weiterhin analysiert werden wollen) in der Follikularphase ("Tieflage") weniger Gewicht. Dadurch kann es z.B. bei Paaren ohne Kinderwunsch seltener zu künstlich verkürzter verhütungsfreier Zeit durch Störfaktoren kommen.

Entgegen reißerischer Pressemitteilungen/Produktwerbungen ist durch diese neue Messmethode nicht von einer messbar erhöhten Verhütungssicherheit auszugehen: Die symptothermale Methode Sensiplan ist, richtig angewandt, so sicher wie die Pille. Dazu reicht es die Aufwachtemperatur mit normalem Thermometer unter Berücksichtigung von Störfaktoren zu messen. Die größte Schwachstelle der Methode liegt darin, dass man Paare davon abbringen muss wissentlich in der potentiell fruchtbaren Zeit ungeschützt übereinander herzufallen. Genau deshalb wird die Methode meist nur als willkommene, gelegentliche Kondom-Auszeit genutzt. Hier trägt eine längere verhütungsfreie Zeit höchstens geringfügig zur Beherrschung bei. Die zweite (wesentlich kleinere!) Schwachstelle ergibt sich durch verfrühte Eisprünge die sich (sehr selten) nicht rechtzeitig durch den Zervixschleim bemerkbar machen. In diesen Fällen hilft allerdings auch die Basaltemperatur nicht weiter.

Eine Schnittstelle zwischen up-Cyclino und Fertilitäts-Apps, die einen direkten Import der Daten
ermöglichen soll, wird angestrebt.

Eine mögliche weitere Anwendung ist z.B. die kontaktlose Erfassung von Fieberkurven bei schlafenden Babys/Kindern (der Sensor wird dazu auf der Hautoberfläche, z.B. im Body platziert). Aber auch etliche technische Anwendungen sind denkbar.

Dies ist allerdings nur ein Open Source/Open Hardware Projekt das Anregungen geben soll und nach bestem Wissen und Gewissen entwickelt wird. Beim up-Cyclino handelt es sich nicht um ein zertifiziertes, zugelassenes Medizinprodukt.

Jetzt kommt das schönste an diesem Projekt, wie ich finde: Es ist unglaublich günstig, mit einfachsten Mitteln herzustellen (Messer, Bratpfanne, Pinzette sind alles an benötigtem Werkzeug) und es ist ein Upycling Projekt, bei dem man ein hochwertiges Elektronikprodukt (das vom Hersteller als Wegwerf-Produkt konzipiert wurde) vor der Entsorgung in den Hausmüll rettet: Das Freestyle Libre von Abbott Laboratories.

Dabei handelt es sich um ein innovatives Messsystem: Ein münzgroßer elektronischer Sensor wird von Diabetikern auf den Oberarm geklebt. Er misst in der Gewebeflüssigkeit, mit Hilfe eines in einer Kanüle sitzenden Enzyms, kontinuierlich den Zuckerwert. Dazu muss zusätzlich an zwei Stellen im Sensor die Temperatur gemessen werden (gut für uns!). Mit Smartphone oder einem eigenen Lesegerät wird der Sensor nach Bedarf ausgelesen. Lästiges Fingerstechen entfällt weitestgehend. Nach spätestens 14 Tagen ist das Enzym verbraucht und der Sensor wird samt der für uns so wertvollen Elektronik entsorgt. Für Abbott wäre es ein zu großer Aufwand die Sensoren aufzubereiten. Bastler, die nur eine Temperaturmessung benötigen, können den Sensor aber leicht modifizieren. Gegen eine kleine Spende sind etliche Diabetiker mit Sicherheit auch bereit, ihre gebrauchten Sensoren abzugeben.

In diesem Instructable soll gezeigt werden, wie man diese Diabetessensoren zu einem up-Cyclino umwandelt. Neben den erwähnten Werkzeugen werden nur noch Instamorph und ein neuer IC Chip (RF430FRL153h) benötigt. Der Sensorteil an dem die Armkanüle haftet lässt sich zwar einfach heraushebeln, auszuschließen ist eine Blutkontamination des restlichen Sensors trotzdem nicht ganz. Um sicher zu gehen empfieht sich eine Bearbeitung des Sensors mit Nitrilhandschuhen und eine Sterilisation (dazu Batterien entnehmen und nach der Sterilisation wieder einfügen).